WSET erklärt

Der WSET ist die weltweit führende Ausbildungsorganisation für Wein. Wir erklären die verschiedenen Kurse.
WSET erklärt

WSET steht für Wine and Spirits Education Trust. Der Trust sitzt in London. Er wurde 1969 als gemeinnützige Organisation gegründet. Seine Aufgabe ist die Entwicklung und Bereitstellung von Ausbildungsangeboten für die Wein- und Spirituosenbranche. Nachdem der WSET dies anfänglich nur in Großbritannien tat, expandierte er 1991 mit dem ersten französischen Kurs aufs europäische Festland. 1993 richtete die Weinakademie Rust den ersten Kurs in Österreich aus. Diesem folgte nach und nach ein vollständiges deutschsprachiges Kursangebot nach WSET-Schema. Durch eine Kooperation mit der Hochschule Geisenheim im Rheingau entstand auch ein deutschsprachiges WSET-Kursangebot in Deutschland.

Weinverkostung ArbeitsplatzMittlerweile tritt eine Vielzahl Anbieter in Deutschland mit WSET-Kursen an. Allerdings darf nicht jeder alle Kurse anbieten. Kleinere Einrichtungen können nur die Einsteiger-Seminare geben. Das umfangreichste Angebot stellt die Deutsche Wein- und Sommelierschule in Koblenz. Hier können Fortbildungswillige sämtliche Ausbildungsangebote zum Thema Wein nach WSET-Standard besuchen.

Zwei wichtige Änderungen hat das Kursprogramm in den letzten Jahren erfahren. Zum einen hat die Londoner Zentrale 2018 beschlossen, dass die höchste Qualifikation, Level 4/Diploma, nicht mehr in deutsch angeboten werden darf. Dieser Kurs findet nun auch in Deutschland in englischer Sprache statt. Zum anderen trennte der WSET nach 50 Jahren die Ausbildung zum Thema Spirituosen von der Weinausbildung ab. Es ist nunmehr möglich, den Spirituosen-Teil wegzulassen oder separat zu studieren. 

Level 1, Diploma, Weinakademiker

Das Ausbildungsprogramm des WSET ist in Module unterteilt. Diese bauen aufeinander auf. Der höchste Abschluss ist das Diplom, oder englisch ‚Diploma in Wines‘. Dieses Diplom stellt gleichzeitig das Level 4 dar. Es ist nur für Wein erreichbar. Sprituosen und Sake, denen eigene Ausbildungsstränge gewidmet sind, enden bei Level 3. Im Einzelnen gliedert sich die Weinausbildung in diese vier Module:

Level 1: Weingrundlagen

Ein eintägiges Seminar zu Grundlagen über Wein, wie man ihn serviert und trinkt. Am Ende steht ein schriftlicher Multiple-Choice-Test. Wer den besteht, erhält eine Urkunde und eine Anstecknadel des WSET. Die Kurse kosten in der Regel um die 250 bis 300 Euro. Es gibt keine Zugangsvoraussetzungen, denn das Angebot richtet sich an blutige Anfänger. Wer weiß, dass er sich in jedem Fall intensiver mit dem Thema auseinandersetzen will, der kann dieses Seminar überspringen

Level 2: Weinverständnis

Dieses Seminar geht über mehrere Tage und setzt zusätzliches Selbststudium voraus. 16 Stunden Präsenzunterricht, 11 Stunden Heimstudium und eine Stunde Prüfungszeit sind veranschlagt. Die Kursteilnehmer verkosten über 40 Weine. Allerdings ist auch die Level-2-Prüfung noch eine reine Theorie-Abfrage – 50 Fragen in einer Stunde, von denen 55 Prozent richtig beantwortet sein müssen. Die Kosten betragen 700 bis 800 Euro. Zugangsvoraussetzungen gibt es keine speziellen (insbsondere müssen interessierte nicht das Level-1 durchlaufen haben). Es ist allerdings hilfreich, vorher schon einmal ein Weinbuch gelesen zu haben. Absolventen erhalten eine Urkunde und eine Anstecknadel des WSET.

Level 3: Weinkennerschaft

Ab Level 3 gehört auch ein praktischer Teil zur Prüfung: das Verkosten von Wein. Wer WSET Level 3 erreichen will, sollte Level 2 als Zugangsvoraussetzung besitzen, wenngleich dies nicht zwingend vorgeschrieben ist. Profunde Vorkenntnisse sind allerdings unerlässlich. Außerdem gehört ein Paket von Unterlagen zum Kurs, das alle Teilnehmer vorher durchgearbeitet haben müssen. Dafür veranschlagt der WSET 54 Stunden. Anschließend kommen 30 Stunden Präsenzunterricht und Verkostungen dazu. Die Prüfung besteht aus einem schriftlichen Test, der nicht mehr nur aus Multiple-Choice-Fragen besteht, sowie aus einer Verkostungsprüfung mit zwei Weinen. Absolventen erhalten eine Urkunde und eine Anstecknadel des WSET sowie die Berechtigung das ‚WSET-Certified’-Logo zu verwenden (z.B. auf Visitenkarten). Kurse kosten 1250 bis 1500 Euro.

Level 4: diplomierter Weinprofi

Das höchste Level ist, wie oben beschrieben, mit dem Diplom verbunden. Der Ausbildungsgang zum Diploma in Wines ist ein zeitintensives Unterfangen. Insgesamt mindestens 500 Stunden wenden die Studierenden auf. Der Stoff ist in sechs Module geteilt, die separat geprüft werden. Hunderte Weine verkosten die Kandidaten im Verlauf der Ausbildung. Dazu schreiben Sie auch Aufsätze. Die Ausbildung gilt allgemein als anspruchsvoll, denn die Prüfungen sind eher schwer. Rund 6.000 Euro kostet der Kurs. Ganz ohne private Verkostungen kommt der durchschnittliche Student nicht aus. Da kommen also weitere Kosten zusammen. Dafür verbessert das Diplom die beruflichen Chancen in Gastronomie und Weinhandel. Die Investition zahlt sich schon nach wenigen Jahren aus.

Level 5: die Ehrenwerten

Wieso ist 4 das höchste Level, wenn es auch Level 5 gibt? Ganz einfach: dieses ‚allerhöchste‘ Level kann man nicht durch einen Kurs erreichen. Es ist quasi eine Post-Graduierten-Auszeichnung. Diplom-Halter können an einem Forschungsprojekt des WSET mitarbeiten und sich so für diese Ehrenauszeichnung qualifizieren. Eine Gebühr müssen sie allerdings auch noch bezahlen. Der Offizielle Titel lautet WSET Level 5 Honours Diploma.

WSET und Weinakademiker

Bis zum Jahre 2018, als die Prüfungen noch in deutsch abgehalten wurden, konnten Absolventen der Weinakademie Rust gemeinsam mit dem Diplom auch den Titel ‚Weinakademiker‘ erlangen. Dieser hatte sich in Deutschland dadurch als Quasi-Synonym für den ‚Diplom-Halter‘ durchgesetzt. Mittlerweile ist der Weinakademiker allerdings ein eigenständiger Abschluss außerhalb des WSET-Kosmos’.

Sommelier und WSET

Blindverkostung WSETWer seine Ausbildung über die Koblenzer IHK macht, kann Kurse belegen, die mit zwei Titeln enden. Der IHK-geprüfte Sommelier nach Koblenzer Methode enthält immer das WSET-Level 3. Für die Kombination aus Level 4/Diplom und dem offiziellen Titel ‚Geprüfter Sommeliermeister IHK‘ ist allerdings ein eigener Kurs nötig, der mit rund 8.800 Euro auch erheblich teurer ist als das reine Diplom.

Wer sich für den WSET als Ausbildungsträger entscheidet, sollte wissen, dass Service und die Arbeit am Gast nicht zu den prüfungsrelevanten Ausbildungsinhalten gehört. Natürlich lernt man alles, was man wissen muss, um eine gute Weinkarte zu schreiben und Weine und Speisen zu kombinieren. Der Schwerpunkt liegt aber auf Themen, die dem Weinhandel besonders wichtig sind.

Kommentare (4)

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Ferdinand
07. Dezember 2022 um 15:23
Ich bin aktuell ein staatl. gepr. Junior Sommelier (IHK München). Ist dieser Titel mit dem WSET Level 3 vergleichbar oder ist WSET Level 3 noch eine Stufe höher von der Ausbildung her? Denn ich möchte mich im Thema Wein weiter fortbilden und überlege nun zu WSET umzusteigen. Ist das sinnvoll?
Sommelier.info
07. Dezember 2022 um 16:03
WSET Level 2 ist vergleichbar mit dem ‚Assistant Sommelier IHK‘ wie er in Koblenz gelehrt wird. Der ist aber etwas niedriger angesiedelt als Dein Junior Sommelier. Insofern bist Du vielleicht etwas über Level 2, aber noch lange nicht Level 3, denn das wäre der IHK-geprüfte Sommelier. Möchtest Du Dich für die Arbeit am Gast fortbilden? Dann bleib beim IHK-Somm. Möchtest Du in den Handel wechseln, kannst Du WSET in Erwägung ziehen, musst es aber nicht zwangsweise.
Tom
10. Juni 2022 um 00:38
Mit was stellt sich des WSET Level 4 gleich. Ist der Assistant oder Commis Sommelier gleich zum setzten mit Level 4? Wenn man Level 3 oder 4 hat, was kann man da beruflich machen.
Sommelier.info
16. Juni 2022 um 21:12
Assistant ist eher 2, Commis ist 3. Mit 3 kann man aber auch Sommelier in einem Restaurant werden, für gehobenes Fine Dining wäre Level 4 schon angebracht.
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